Dr. Thomas Dewald – Geschäftsführer eines „Great Place To Work“

by · Dezember 20, 2013

Die in Wien ansässige Mundipharma wird seit einem Jahr von Dr. Thomas Dewald geführt. Es gibt für ihn keinen gewöhnlichen Tag, denn er ist nicht nur für Österreich, sondern auch für Zentralosteuropa zuständig, für insgesamt sieben Länder. Deshalb ist der Geschäftsführer Dr. Dewald viel unterwegs, und zwar in Tschechien, der Slowakei und Polen, die größten Niederlassungen, und in Bulgarien, Rumänien und Russland, den drei kleineren. Grundsätzlich reist er gerne, und das vor allem in die Niederlassungen in Zentralosteuropa, wo er besonders die Energie sehr mag. Die Kollegen sind jung, sehr motiviert, sehr positiv eingestellt. Mundipharma ist ein guter Arbeitgeber, das weiß der Geschäftsführer nicht nur aus positivem Feedback. Nicht zuletzt hat Mundipharma sechs Mal in Folge eine Auszeichnung bekommen für Great Place To Work „und darauf sind wir stolz, denn wir tun auch sehr viel für unsere Mitarbeiter. Und unsere Firmenwerte sind uns sehr wichtig.“ Nach außen sind es jene, den Kunden gegenüber als professioneller kompetenter Ansprechpartner gegenübert zu reten, der auch bereit ist, mutige Entscheidungen zu treffen. Nach innen sind besonders Offenheit und Ehrlichkeit sehr wichtig. Wenn man offen und ehrlich miteinander umgeht, dann stellt sich mit der Zeit Vertrauen ein – nicht nur im Berufsalltag, sondern auch im privaten Umfeld. Ohne Vertrauen gibt es sehr viele Reibungsverluste, wo unnötige Zeit und Energie verloren gehen kann. Deshalb ist es bedeutend, diese Werte täglich zu leben.

Mundipharma konzentriert sich auf drei Kernbereiche: Ein starkes Standbein stellt die Substitutionstherapie dar, weltweit führend ist Mundipharma im Bereich der Opioid-Analgetika, und als wesentliches drittes Standbein sieht Dewald die Hämato-Onkologie. Weiters wird eine gute Partnerschaft mit dem österreichischen Unternehmen ERWO im OTC-Bereich geführt. Das bekannteste und erfolgreichste Produkt ist hier Betaisodona.

Dr. Dewald erklärt, dass sich Mundipharma von anderen Pharmaunternehmen unterscheidet, weil sie keine Konzernstruktur hat, es handelt sich um unabhängige, assoziierte GesmbHs in mehreren Ländern. Das Ziel besteht darin, kein großer internationaler Pharmariese zu werden, sondern zu dem führenden mittelständischen pharmazeutischen Unternehmen in Österreich und Europa zu werden bzw. in Zukunft zu bleiben – mit Fokus auf bestimmte Teilbereiche wie Schmerztherapie, aber auch mit Produkten für die Behandlung von Asthma, wo sie bereits mit Großkonzernen mithalten können und Forschung als Kernbereich

 

Ist die Billigproduktion in Indien ein Thema?

„Ich bin froh, dass diese Debatte langsam aufkommt, denn ich denke, dass man speziell bei Arzneimitteln wirklich auf hohe Sicherheitsstandards achten muss. Das ist eine rein persönliche Meinung. Die generischen Anbieter müssen in erster Linie eine Bioäquivalenz darstellen, das heißt, sie müssen zeigen, dass die Präparate bestimmten vordefinierten Schritten entsprechen, bioäquivalent sind.“ Sie haben aber sonst wesentlich geringere Regeln, die sie verfolgen müssen. Die Bedingungen der Sicherheitsstandards müssen gewährleistet sein. Oft werden diese aber in der Praxis nicht erfüllt. „Es ist etwas anderes, als wenn ich nur eine Kopie einer CD herstelle. Es sind bei Generika mehr Risiken verbunden. Was für uns Originalhersteller wieder gut ist, weil wir vielen gesetzlichen und produktionstechnischen Bedingungen unterworfen sind, die wir alle einhalten.“

 

Der Werdegang

Thomas Dewald wurde in Wien als Sohn polnischer Eltern mit einem deutschen Namen geboren. Seine Eltern haben sich in Wien kennen gelernt, beide hatten Polen aufgrund des kommunistischen Systems verlassen. Seine Abstammung hat er nie besonders betont, bis zu seinen Aufenthalt in Schweden, der in jene kritische Zeit fiel, als Haider und Schüssel in der Regierung waren und Österreicher sich zwangsverteidigen mussten gegen Vorurteile. Da fing der damalige Student das erste Mal an, über seinen polnischen Ursprung zu reflektieren und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass es etwas sehr Schönes ist, nicht österreichisch oder polnisch, vielleicht Österreicher mit polnischen Wurzeln, auf jeden Fall multikulturell aufgewachsen zu sein.

Seine Großmutter war Ärztin, auch seine Mutter hat Medizin studiert. Er wollte zwar mit achtzehn Jahren das Wirtschaftsstudium angehen, wurde allerdings familienbedingt umgestimmt zur Medizin. Im dritten Studienjahr hatte er ein Aha-Erlebnis, als er das erstes Mal auf der Station für innere Medizin im Krankenhaus Baden famulierte. Nach dem ersten Arbeitstag sagte er zu seiner Mutter: „Mama, da sind ja lauter Kranke!“ – und da wurde ihm klar, was es bedeutet, den Arztberuf auszuüben. Die Arbeit als Praktischer Arzt in Dänemark hat dem jungen Arzt gut gefallen, hier kann man seiner Meinung nach viel mehr selbst bestimmen und man hat einen direkteren Kontakt zu den Patienten. Da war die Entscheidung aber schon für die Industrie gefallen.

Schon zu Beginn seiner Karriere hat sich Dr. Dewald bei einem Bewerbungsgespräch ausdrücklich das Ziel gesetzt, Geschäftsführer zu werden. So kam es dann auch. Bevor er zu Mundipharma kam, hat er in Wien und Stockholm Medizin studiert, hat in Dänemark seinen Turnus und den MBA in Wirtschaft gemacht. Das Reisen kristallisierte sich schon früh als Bestandteil seines beruflichen Lebens heraus. Und so kam es, dass Dr. Dewald zehn Jahre bei MSD Österreich und Deutschland tätig war – die letzten sechs Jahre davon in München.

 

Die richtigen Skills

Thomas Dewald hat sich immer als Generalist verstanden. Nicht außergewöhnlich, aber immer vorne dabei. Das Medizinstudium war zwar für die jetzige Tätigkeit „extrem viel Aufwand“, und ist nicht unbedingt Voraussetzung für den Erfolg in diesem Bereich, es erleichtert einem allerdings, mit Ärzten und anderen Partnern zu kommunizieren – man hat dann gleich eine bessere und schnellere Verständnisbasis. Man kann sich in Bereiche sofort hineinversetzen und braucht sich nicht einzuarbeiten. Das ist ein wesentlicher Vorteil.

Die wichtigen bzw. richtigen Skills für eine Geschäftsführertätigkeit sind in erster Linie die Persönlichkeit, auf die kommt es nach Dr. Dewalds Ansicht nach an. Eine gute Ausbildung ist hilfreich, aber keine Grundvoraussetzung. Jemand, der eine Lehre abgeschlossen hat und die richtige Persönlichkeit mitbringt, würde vielleicht ein bisschen länger brauchen, um auf so eine Position zu kommen. Wichtig ist, eine gewisse Offenheit, und ein Verständnis für unterschiedlichen Bereiche und Personen, die Kollegen; an Zusammenhängen interessiert zu sein und komplexe Bereiche erfassen, den Succus herausheben zu können, und das interdisziplinär zu koordinieren.

 

Erfolg – eine Frage der Balance, und was Thomas Muster dazu beitrug

Erfolg hat für den Geschäftsführer sehr viel mit Gleichgewicht und Balance zu tun. Das ist nicht nur auf das Berufliche oder Einzelnes zu beschränken, auch langfristig braucht man ein Gleichgewicht im Leben. Genauer gesagt genügt es nicht, seine Konzentration nur auf Beruf oder Privatleben oder Sport, vielleicht Kultur, wenn man das mag, zu legen. Die Dinge, die für einen individuell wichtig sind, müssen in Balance sein. Man ist vermutlich nie hundertprozentig in der Balance, aber es gilt ständig daran zu arbeiten. Es gibt eine Kernarbeitszeit, auch für die Mitarbeiter, damit genug Flexibilität für jeden einzelnen bleibt.

Nicht zuletzt ist er auch begeisterter Tennisspieler. Als Jugendlicher war Thomas Muster ein Vorbild für ihn, nicht nur wegen seiner persönlichen Liebe zum Tennis, sondern auch wegen des Ehrgeizes und des harten Arbeitswillens, den die ehemalige Nummer 1 zeigte.

Es gilt also, die Balance zu wahren. Vernachlässigung in einem Bereich des Lebens färbt auf das gesamte Leben ab. Erfolg lässt sich nie nur auf den beruflichen Erfolg reduzieren. Auch das persönliche Glück trägt entscheidend dazu bei.