Dr. Andrea Podczeck-Schweighofer: Kardiologin mit Herz

by · März 25, 2014

Im schnelllebigen 21. Jahrhundert, wo alles immer schneller und besser funktionieren muss ist es kein Wunder, dass bei all dem Stress und dem ganzen Druck auch Herzerkrankungen Hochkonjunktur haben. Durch all den Zeitdruck kommen wir nicht mehr dazu uns auf die wesentlichen Dinge unseres Lebens zu konzentrieren und vergessen dabei auf unseren Körper zu achten. Vor allem Frauen unterschätzen das Risiko von Herzerkrankungen oft, da es sich in unserem Bewusstsein als „Männerproblem“ verankert hat. Gerade hier ist jedoch pädagogische Aufklärung erforderlich, da Frauen ebenso den Risiken einer Herz-Kreislauf-Erkrankung ausgesetzt sind. Deshalb ist es wichtig, dass es Menschen wie Prim. Doz. Dr. Andrea Podczeck-Schweighofer gibt, die diese Probleme thematisieren und der Öffentlichkeit ins Gedächtnis rufen.

 

Spezialfall Genderkardiologie

Bis vor 20. Jahren waren Herzerkrankungen bei Frauen nahezu unerforscht, da sämtliche Studien nur mit Männern durchgeführt wurden, obwohl sich weibliche Herzen auf Grund der Größe und hormonellen Unterschiede nicht 1:1 damit vergleichen lassen. Jedoch hat sich in den letzten Jahren im Bereich der Genderkardiologie einiges getan und man hat erkannt, dass Frauen zwar erst später darunter leiden, die Auswirkungen jedoch gravierender sind. Das Problem besteht laut der Chefkardiologin des Sozialmedizinischen Zentrums Süd darin, dass sich Frauen dieser Problematik oft nicht bewusst sind und deswegen nicht auf die Risikofaktoren achten. Um dieser Gefahr entgegenzuwirken versucht Dr. Podczeck-Schweighofer Frauen schon in jungen Jahren darauf aufmerksam zu machen, sich über die Risikofaktoren zu informieren. Zwar ist es natürlich, dass im Alter Herzprobleme auftreten, doch kann man auf ganz einfache Weise die Verkalkung der Gefäße verlangsamen. Das einzige was dazu nötig ist, ist dass man etwas auf seinen Körper achtet, sich gesund ernährt und genügend Bewegung betreibt. Hält man sich an diese einfachen Regeln, so kann man das Risiko der Herz-Kreislauf-Erkrankungen minimieren. Beobachtet man die Chefkardiologin, welche sich selbstverständlich an ihre eigenen Regeln hält und mit einem guten Beispiel vorangeht, wird einem schnell klar, dass es sich dabei um einen guten Ratschlag handelt. Trotz ihrer Arbeit im Krankenhaus, ihrer eigenen Privatpraxis und einer Familie scheint sie ausgeglichen, gut gelaunt und voller Energie zu sein. Man sieht, dass Dr. Podczeck-Schweighofer nicht nur Freude an ihrer Arbeit hat, sonder auch darin aufgeht.

 

Medizin über Umwege

Obwohl die Medizin in ihrer Familie Tradition hat war nicht immer klar, dass auch Dr. Podczeck- Schweighofer diesen Weg einschlagen würde. Zuerst hatte die jetzige Kardiologin nämlich vollkommen andere Pläne. Sie sah sich eher als Journalistin, wollte schreiben und Erfahrungen sammeln. Aus diesem Grund begann sie nach ihrem Schulabschluss zuerst dem Studium der Philosophie, sowie der Sozialwissenschaft nach zu gehen. Nach einem Jahr kam es jedoch zu einem Schlüsselerlebnis. Auf Grund der schweren Erkrankung eines guten Freundes wurde die junge Studentin erstmals direkt mit der Wichtigkeit der Medizin konfrontiert. Nachdem sie zuvor ihre Eltern überzeugt hatte, dass die Philosophie ihre Zukunft sei, entschied sie sich nach dem Erlebten doch für ein Medizinstudium. Jedoch war das eine Jahr Philosophiestudium keineswegs umsonst. Das Interesse dafür ist bis heute geblieben und es ermöglicht der Kardiologin eine weitere Perspektive auf den Menschen selbst. Es reicht für sie nicht ihre Patienten als lediglich naturwissenschaftliche Objekte wahrzunehmen, sondern auch die Geschichte hinter ihnen ist für Frau Dr. Podczeck-Schweighofer von hoher Bedeutung. Aus diesem Grund ist ihr auch der persönliche Kontakt zu ihren Patienten äußerst wichtig. In der Medizin ist der Kontakt zwischen Arzt und Patient sehr intensiv und das ist es auch, was diesen Beruf für sie so spannend macht. Dr. Podczeck-Schweighofer erklärt, dass sich die Menschen durch eine Krankheit immer in einer Grenzsituation befinden, in welcher sich Patienten ihrem Arzt mehr öffnen. Dieser intime Kontakt berührt sie immer wieder aufs Neue. Auch hierbei kommt der Kardiologin zu Gute, dass sie allem offen gegenübersteht und mehr in den Patienten sieht, als lediglich eine Krankheit.

 

Entwicklungschance Studium

Schon während ihrer Studienzeit hat Dr. Podczeck-Schweighofer gelernt mit offenen Augen durchs Leben zu gehen und verschiedenste Erfahrungen zu sammeln. So hat sie in den Ferien immer wieder die Chance genutzt in verschiedenen Krankenhäusern Praxiserfahrung zu sammeln. Jedoch war es ihr auch wichtig sich mit anderen Bereichen zu beschäftigen. Dieses vielseitige Interesse hat ihre Studienzeit zu einer wichtigen Erfahrung in ihrem Leben gemacht. Persönlich findet sie es schade, dass viele Medizinstudenten, aber auch Studenten allgemein, heute gar nicht mehr die Chance haben, diese Erfahrungen zu sammeln. Das System ist laut Frau Dr. Podczeck-Schweighofer viel zu stark verschult, wodurch sich die meisten Studenten nur mehr auf ihre Aufgabenstellungen konzentrieren. Dabei ist es gerade diese Zeit, in welcher man Erfahrungen für sein späteres Leben sammeln kann.

Vor allem von den zahlreichen Auslandsaufenthalten hat die spätere Kardiologin sehr profitiert und empfiehlt auch jedem ihrer jungen Ärzte sich mit der Nase einmal über den Tellerrand hinaus zu wagen. Auch wenn heutzutage durch die moderne Technik fast überall dieselben Methoden angewendet werden, so findet man doch in jedem Land ein anderes Gesundheitssystem und andere Denkstrukturen, durch welche man ebenfalls profitieren und zu neuen Erkenntnissen gelangen kann. Außerdem ist es eine besondere Erfahrung, sich in einer vollkommen fremden Umgebung zu beweisen und sich durchzusetzen. So bieten Auslandsaufenthalte nicht nur in fachlicher Hinsicht, sondern vor allem im Hinblick auf die persönliche Entwicklung eine große Chance.

 

Ein Schritt in die richtige Richtung?

Laut Frau Dr. Podczeck hatte man damals auch nach Abschluss des Studiums noch mehr Möglichkeiten zu reisen, da das Weiterbildungssystem noch vollkommen anders ausgelegt war. Mit der heutigen Technik genügt ein Klick und Dr. Podczeck-Schweighofer hat den neuesten Vortrag aus Amerika auf dem Bildschirm. Alle Informationen stehen einem jederzeit zur Verfügung und man kann die Informationsflut bereits vorselektieren lassen. Was zum einen zwar ein Vorteil ist , hat aber auch den Nachteil, dass die Informationsflut gar nicht mehr bewältigbar ist und so auch viel vom alten Flair verloren geht. Früher musste man sich noch in Bibliotheken setzen und rechercherierte in alten ledergebundenen Büchern. Heutzutage findet alles online statt und Bücher verstauben vielfach nur mehr in den Regalen. Besonders eindrucksvoll war für die Kardiologin der Moment, indem sie realisierte, dass sie in einem Saal steht und einen Vortrag hält, indem schon vor ihr jede Menge andere große Persönlichkeiten genau an derselben Stelle gestanden haben. Solche Momente erlebt man im Zeitalter der Onlinekonferenzen und Streamings nicht mehr. Überhaupt ist das ganze Gesundheitssystem auf Schnelligkeit und Effizienz ausgelegt. Die Zeit, welche man im direkten Kontakt mit den Patienten verbringt wird immer kürzer. Vor allem wenn man so wie Dr. Podczeck-Schweighofer auch noch die organisatorischen Aufgaben eines Abteilungsvorstands über hat. „Alle Abteilungsvorstände werden dasselbe sagen. Sie wollen mehr Kontakt zu den Patienten!“, erklärt die Chefkardiologin. Doch sie ist sich bewusst, dass man als Abteilungsvorstand andere wichtige Aufgaben hat, die genauso gewissenhaft durchgeführt werden müssen und welche nur vom Schreibtisch aus erledigt werden können. Trotzdem hat sie es nie bereut den Posten des Abteilungsvorstands angenommen zu haben. Grund dafür ist, dass sie dadurch die Dinge verändern kann.

Natürlich kann man von diesem Posten aus nicht die Welt verändern, doch hat Frau Dr. Podczeck-Schweighofer in der Zeit seit sie diese Position inne hat schon eine Menge bewirkt. Als sie die Stelle bekam hatte das Sozialmedizinische Zentrum Wien nur eine sehr kleine Kardiologie mit begrenzten Möglichkeiten. Dr. Podczeck-Schweighofer sah das Potential für eine Veränderung und kämpfte für die Etablierung eines Herzkatheters, wodurch dem Krankenhaus jetzt vollkommen neue Wege zur Behandlung offenstehen. Diesen Punkt betrachtet sie als einen Meilenstein ihrer beruflichen Tätigkeit im SMZ Süd, auf den sie auch zu recht sehr stolz ist.

 

Heilmittel Kommunikation

Zum Bedauern von Frau Dr. Podczeck-Schweighofer lassen sich die zeitlichen Grenzen des Krankenhausbetriebs leider nicht aufstocken. Man kann sich als Arzt nicht soviel Zeit für seine Patienten nehmen, wie man gerne möchte. Aus diesem Grund genießt sie auch die Arbeit in ihrer Privatpraxis, welche sie einen Tag in der Woche öffnet. Hier nimmt sie sich für ihre Patienten so viel Zeit, wie sie braucht, führt ausführliche Gespräche und kann auf diese Weise schon oft die Ursachen für die gesundheitlichen Probleme eingrenzen. Dies ist sowohl für Arzt als auch für den Patienten die bessere Methode, da ein intensiveres Arzt-Patientenverhältnis aufgebaut werden kann und für den Patienten die Möglichkeit besteht, dass sich vieles allein schon durch die persönliche Kommunikation aufklären lässt. Dadurch können ihm vielfach weitere Untersuchungen erspart werden. Auch freut es die Kardiologin einen Tag in der Woche der Anonymität des Krankenhauses zu entfliehen und sie sieht, dass es Patienten gibt, die sich bewusst für sie als Ärztin entscheiden und ihr so Vertrauen entgegenbringen.

Doch nicht nur ihren Patienten gegenüber trägt sie Verantwortung, sondern auch auf ihre Mitarbeiter hat sie immer ein Auge. So ist es für sie sehr wichtig, dass jeder Kollege mit seiner Arbeitssituation zufrieden ist. „Vor allem bei den ganzen Nacht- und Wochenenddiensten in einem Krankenhaus ist es nicht immer einfach eine Lösung innerhalb des Systems zu finden“. Daher ist ihr die Motivation ihrer Mitarbeiter stets ein wichtiges Anliegen und sie sieht darin eines der wichtigsten Aufgabengebiete ihrer Position als Abteilungsvorstand, da nur so die Abteilung den täglichen Aufgaben optimal gerecht werden kann.

 

Mit kleinen Schritten zum Ziel

Doch nicht nur im Krankenhaus und in ihrer eigenen Praxis bekämpft sie Herzkrankheiten, sondern sie versucht auch in ihrem Umfeld Bewusstsein für vorbeugende Maßnahmen zu schaffen. So beginnt das Problem bereits im Kindesalter. Durch zu wenig Bewegung und ungesunder Ernährung wachsen die Kinder schon mit Risikofaktoren auf. Dabei wäre es nach Dr. Podczeck-Schweighofer so einfach diese zu verhindern oder zumindest einzudämmen. Durch ein bisschen mehr Bewegung am Tag und eine gesunde Ernährung würde Österreich über eine wesentlich gesündere Bevölkerung verfügen. Die Möglichkeiten dafür sind vielfältig. So wären schon eine halbe Stunde tägliche Bewegung für Kinder ein Anfang. Diese kann am Spielplatz oder aber auch einfach am Schulweg absolviert werden, indem man diesen beispielsweise zu Fuß zurück legt. So einfach könnte ein Anfang im Kampf gegen spätere Herz-Kreislauf-Erkrankungen sein und uns Österreicher zu einem gesünderen Volk machen. Dafür ist es wichtig in den Köpfen der Menschen das nötige Bewusstsein zu schaffen und selbst mit einem guten Beispiel voranzugehen, wie es auch Frau Prim. Doz. Dr. Andrea Podczeck-Schweighofer mit ihrer eigenen Familie vorlebt.