Makler aus Leidenschaft

by · August 29, 2013

MIT GERHARD PESENDORFER HABEN DIE VERSICHERUNGSMAKLER EINEN GERADLINIGEN UND STREITBAREN FUNKTIONÄR FÜR IHRE BELANGE IN DER WIRTSCHAFTSKAMMER NÖ.

Gerhard Pesendorfer, Aspang am Wechsel, Obmann der Fachgruppe der Versicherungsmakler und Berater in Versicherungsangelegenheiten der Wirtschaftskammer Niederösterreich, ist ehemaliger Lehrer und damit als Makler ein Quereinsteiger. Die Bundesländer-Versicherung hatte dazumal einen sogenannten Landeslehrer-Beratungsdienst. Dabei konnten Lehrer neben ihrem Beruf etwas dazuverdienen. Über diese Schiene kam auch Gerhard Pesendorfer mit Versicherungen in Kontakt. Zunächst war er neben seinem Lehrberuf bei der Versicherung angestellt, aber dieser „Nebenjob“ entwickelte sich dann dermaßen, dass er den Lehrberuf aufgab und sich hauptberuflich den Versicherungen widmete. „Das hat mir mehr zugesagt, weil man hier nach Leistung bezahlt wird“, kommentiert er seinen Berufswechsel. Heute kann Pesendorfer auf 25 Jahre in der Branche, davon bereits über 20 Jahre als Versicherungsmakler, zurückblicken. 

 

„ETWAS GUTES TUN“

Es war vor allem das positive Feedback seiner Kunden und die Tatsache, dass man in diesem Beruf den Klienten als Versicherungsmakler „etwas Gutes tun kann“. Das war auch der Grund, warum er vom hauptberuflichen Außendienst bei einer Versicherung zum selbstständigen Makler geworden ist. Seither kann er seinen Kunden das anbieten, was sie wirklich brauchen. Diese Philosophie verfolgte Pesendorfer weiter: „Ich bin ein reiner Makler, der nie in Versicherungsabhängigkeit war, keine Provisionsvorschüsse, keine Finanzierungen über Versicherungen – ich habe alles über Cash- Flow oder Kredite finanziert. Denn als Makler muss man unabhängig sein und kann nicht zum Beispiel Zukäufe oder Expansionen über eine Versicherung finanzieren“, was allerdings gerne gemacht wird, wie Pesendorfer zugibt. Aber das geht zu Lasten der Unabhängigkeit. Er wird auch oft angegriffen, weil er das so offen anspricht.

 

KEIN DIPLOMAT

„Ich bin kein Diplomat, ich sage, was ich denke und versuche Gutes durchzusetzen. Dadurch, dass ich das meine, was ich sage, glaube ich, sehr gut von den Mitgliedern verstanden zu werden, habe jedoch meine Probleme mit den Ränkespielen mancher Funktionäre. Viele Seilschaften werden benutzt, um zu einem Vorteil zu kommen, und das widerstrebt mir. Ich will als Standesvertreter für die Mitglieder da sein und stelle meine eigenen Interessen in den Hintergrund. Das ist meine größte Angriffsfläche und wird in manchen Funktionärskreisen nicht so gern gesehen.“ Pesendorfer will seine Funktionärstätigkeit nicht dazu ausnützen, um betriebliche Vorteile herauszuholen. „Einige unserer Funktionäre haben jedoch gar keine oder keine florierenden Betriebe mehr, und wissen auch gar nicht mehr, wie das Geschäftsleben als Makler in der Realität aussieht. Oder sie haben sehr große Betriebe, die sie über Versicherungen finanzieren und damit ihre Unabhängigkeit verlieren.“ Denen ist er natürlich ein Dorn im Auge, wenn er andere Ideen vertritt als die Versicherung, die diese Finanzierung betreibt. „Das ist der Grund dafür, warum ich von manchen in der Branche so ‘geliebt’ werde.“

 

GERADEWEGS FÜR DEN KUNDEN

„Ich bin gewohnt, einen geraden Weg zu gehen und nie für etwas lügen zu müssen, sowohl geschäftlich als auch privat.“ Die oft übliche Gratwanderung zwischen Wahrheit und nicht mehr Wahrheit ist nicht im Sinne Pesendorfers. Das Wohl des Kunden, sowie die Kundenzufriedenheit sind für ihn oberstes Ziel, nach dem er und seine derzeit zehn Angestellten agieren. Er arbeitet übrigens nur mit Angestellten und nicht mit freien Vermittlern. „Ich bin leidenschaftlich Versicherungsmakler, ich vertrete auch den Berufsstand mit einer Inbrunst – ich schätze die Tätigkeit der anderen Vermittler, ob Agent oder Finanzdienstleister, selbstverständlich, aber ich sehe unseren Berufsstand, wenn er ordentlich ausgeführt wird, als die oberste Stufe der Versicherungsvermittlung, bzw. der Beratungstätigkeit an.“

 

POSITIVE GESPRÄCHSBASIS

Das Auffallendste in der Standesvertretung in Niederösterreich ist, dass es eine äußerst positive Gesprächsbasis mit den Mitgliedern gibt. Jeder merkt, dass er keine Nummer ist und sich immer an die Standesvertretung wenden kann, wenn er ein Problem hat. Das funktioniert auf einer eher freundschaftlichen Basis. Es wird aber nicht nur geredet: Pesendorfer hat für Jung- und Kleinmakler, die den Großteil des Klientels ausmachen, einen bestehenden Vermögenshaftpflicht-Vertrag bei der Wiener Allianz prämienmäßig so positiv gestaltet, dass diese Gruppe einen enormen Vorteil daraus zieht. „Da sind wir ordentlich angeeckt.“ Was Pesendorfer darüber hinaus hervorhebt: Er kann mit den Vertretern aller Berufsgruppen reden. Er hat mit den Agenten eine Gesprächsbasis, mit den Finanzdienstleistern und auch mit der Versicherungswirtschaft. Dabei sieht er sich als Bindeglied, um für seinen Berufsstand etwas zum Vorteil zu erreichen. Er spielt nicht immer den Widerpart, sondern kann mit allen reden und wird auch ernst genommen.

 

DERZEIT SEHR EINSAM

Aber das ist nicht immer und überall so. „Wir haben seitens des Fachverbands eine Pattstellung, weil hier ein eigenes Süpplein gekocht wird. Der Fachverbandsobmann auf Bundesebene kann mit den Agenten nicht, auch nicht mit den Finanzdienstleistern. Seine Ansprechpartner in der Versicherungswirtschaft decken nur einen begrenzten Bereich ab.“ Das sieht Pesendorfer als Problem für die Branche. Denn die großen Ziele und Probleme können nur gemeinsam angestrebt und gelöst werden. „Alle anderen arbeiten zusammen, die Makler sind derzeit leider sehr einsam.“ Klar, dass er sich mit solchen Aussagen bei Funktionären des Fachverbandes (der Bundesorganisation) nicht unbedingt beliebt macht. Da ist der Draht zu den Versicherungen besser, obwohl man auch da nicht zum Liebkind wird, wenn man wirklich Maklertätigkeit ausübt, das heißt tatsächlich selektiert und immer das beste Produkt für den Kunden wählt. „Da kann man manchmal mit Versicherungen Probleme bekommen, wenn man für den Makler Chancengleichheit mit dem Außendienst fordert, weil das doch oft nicht ganz so läuft.“

 

UNABHÄNGIGKEIT

Aber sonst liegt Pesendorfer eher mit Funktionärskreisen im Clinch, wenn er nicht immer die offizielle Meinung und Linie vertritt. „Ich kenne leider keinen Obrigkeitsgehorsam. Und ich habe das Glück, dass ich einen gesunden Betrieb habe, daher von niemandem finanzielle Unterstützung brauche und so in keinerlei Abhängigkeitsverhältnis stehe.“ Das ist in der Branche nicht durchwegs so. „Es gibt sehr viele Verflechtungen, auch in der Standesvertretung, die den Leuten meist nicht bewusst sind.“ Angesprochen sind Vorfinanzierungen oder auch Partnerschaften, die verhindern, dass man wirklich immer seine Meinung sagen kann. „Da bin ich sehr unabhängig, ich bin eben Versicherungsmakler!“ Durch das „best advice“ sind Versicherungsmakler als einzige Berufsgruppe gesetzlich verpflichtet, dem Konsumenten das jeweils beste am Markt befindliche Angebot zu vermitteln. „Das ist eine Garantie für den Konsumenten, dass er bei uns sicher bestens bedient wird“, betont Pesendorfer.

 

ENTSPANNUNG IN DER FAMILIE

Wenn Pesendorfer nicht für seinen Beruf im Einsatz ist, verbringt er seine Zeit mit der Familie, geht mit seiner Partnerin Golf spielen, Power Walken, nutzt Sauna und Schwimmbad und versucht, den Freundeskreis zu pflegen. Er ist ein leidenschaftlicher Weinliebhaber, mag gutes Essen und erlesene Getränke. Aber Basis und die Möglichkeit zu entspannen ist vor allem die Familie. Berufliches und Privates werden dabei komplett getrennt. Im privaten Bereich will Pesendorfer abschalten und nichts mit beruflichen Problemen zu tun haben. „Meine Frau ist begeisterte Lehrerin, und für mich ist sie – gerade weil sie unbedarft ist – ein Spiegelbild des Mannes/der Frau von der Straße. Sie sagt mir, was die Menschen denken über das, was wir als Makler machen, über die Werbelinie und was auch immer – und nicht was wir Funktionäre oft denken.“ Da ist die Familie dann doch ein Korrektiv zu dem, was das Funktionärsdenken mit seinen beruflichen Scheuklappen so mit sich bringt.

 

ZUR PERSON

Gerhard Pesendorfer, geb. 1956, war von 1977 bis 1993 Hauptschullehrer in Niederösterreich, von 1982 bis 1988 Angestellter der Bundesländer-Versicherung und 1994 bis 1999 selbstständiger Versicherungsmakler. Seit 2000 ist er Gesch.ftsführer der M.B.P. Versicherungsmakler GmbH. Seit 2005 kümmert sich Gerhard Pesendorfer als Obmann der Fachgruppe der Versicherungsmakler und Berater in Versicherungsangelegenheiten in der Wirtschaftskammer NÖ um die Angelegenheiten und Nöte der Branche.

Er ist jeden Donnerstagnachmittag in der Wirtschaftskammer NÖ (1010 Wien, Herrengasse 10, Tel. 01/53 466/1232) und stets über sein Maklerbüro in Aspang erreichbar (Tel. 02642/53535-0, Fax: 02642/53535- 70, E-Mail: gerhard.pesendorfer@mbp-versicherungsmakler.at).